CDU Stadtverband Übach-Palenberg

Bienensterben

Mit Frau Diplom-Biologin Dr. Christiane Leonards-Schippers (Mitglied des Umweltausschusses des Landschaftsverbandes Rheinland) konnte Oliver Walther, Stadtverbandsvorsitzender des CDU-Stadtverbandes Übach-Palenberg am Dienstag, den 05.11.2019 im Mehrgenerationenhaus (Bahnhof Palenberg) eine ausgezeichnete Expertin auf dem Gebiet der Biologie zu einem Fachvortrag mit anschließender Diskussion begrüßen.

Es ist erst teilweise im Bewusstsein der Menschen angekommen, dass Insekten eine zentrale Rolle beim Erhalt unseres Ökosystems spielen. Dabei ist es unstrittig, dass Insekten, insbesondere Hönig- und Wildbienen, aufgrund ihrer Bestäubungsleistungen von unschätzbarem ökologischen und ökonomischen Wert für viele Wild- und Kulturpflanzen sind.
Frau Dr. Leonards-Schippers befasst sich bereits seit mehreren Jahren mit der immer deutlicher werdenden Problematik des sogenannten „Bienensterbens“. In ihrem Vortrag zeigte sie zu Beginn der Veranstaltung den zahlreich erschienen Gästen auf, dass dieser Begriff des „Bienensterbens“ viel zu eng gefasst ist, müsste es doch eigentlich „Insektensterben“ heißen. Seit Jahren ist weltweit ein Rückgang der Insektenpopulationen feststellbar. So kam die sogenannte „Krefelder Studie“ in 2017 auf der Grundlage einer langjährig durchgeführten Studie zu dem Ergebnis, dass im Zeitraum seit 1990 mehr als 75 Prozent Verlust an Biomasse bei Fluginsekten festgestellt werden muss. Dieser Rückgang ist nicht spezifisch für bestimmte Biotoptypen, er betrifft vielmehr das ganze Offenland. Die sogenannte „Münchner Studie“, die am 30.10.2019 in NATURE veröffentlicht wurde, bekräftigt diesen alarmierenden Trend. Für Prof. Weiser von der TU München, dem Leiter dieser Studie, „ist ein solcher Rückgang innerhalb nur eines Jahrzehnts erschreckend!“ 

Es gibt sicherlich nicht nur einen Grund für den Rückgang der Insektenpopulationen. Vielmehr gibt es viele Gründe hierfür.

Unbestreitbar gehören Insektengifte dazu. Eine besondere Gruppe von hochwirksamen Insektiziden sind die sogenannten Neonicotinoide oder Neonikotinoide. Das sind synthetisch hergestellte Wirkstoffe, die die Weiterleitung von Nervenreizen stören. Es sind selektive Nervengifte, die auf die Nervenzellen von Insekten weit stärker als auf die Nerven von Wirbeltieren wirken. Diese Gifte sind seit April 2018 auf Beschluss der EU verboten. Zum Leidwesen vieler umweltbewusster Menschen werden von einigen EU-Staaten diese Verbote im Rahmen sogenannter Notfallzulassungen aufgeweicht. Wie außerhalb der EU mit diesen Wirkstoffen umgegangen wird, wurde nicht thematisiert. Es ist zu hoffen, dass auch in Nicht-EU-Staaten die Problematik des Einsatzes dieser Giftstoffe bekannt ist und entsprechende Verbote ausgesprochen werden.

Überraschend für die Gäste der Veranstaltung war der Hinweis, dass auch „Glyphosat“ als Insektenkiller immer mehr in den Fokus gerät. Bis vor kurzem wurde doch eigentlich vom „Unkrautvernichter Glyphosat“ erwartet, dass dieses Herbizid für Tiere, einschließlich Insekten, harmlos ist. Zielt Glyphosat doch auf ein Enzym ab, das nur in Pflanzen und Mikroorganismen vorkommt. Nun verlassen sich Bienen jedoch auf spezialisierte Darmmikrobiota, die dem Bienenwachstum zu gute kommen und Krankheitserreger abwehren. Die meisten Bienendarmbakterien enthalten aber das von Glyphosat attackierte Enzym und verfügen dementsprechend über eine Intoleranz gegenüber Glyphosat. Die Anfälligkeit für Infektionen bei Bienen wird erhöht.

„Was können wir tun?“ 

Mit dieser Frage beendete Frau Dr. Leonards-Schippers ihren Vortrag und entfachte damit eine Diskussion, bei der einige der anwesenden Landwirte sich vehement dagegen wehrten, in bestimmten Kreisen weiterhin als alleinige Schuldige des Insektensterbens dargestellt zu werden. So führte die Diskussion letztendlich zu dem Ergebnis, dass jeder Einzelne dazu beitragen kann, das Insektensterben zu stoppen. So können Hausbesitzer ohne großen Aufwand durch das Anpflanzen von artgerechten Sorten die Ernährung der Insekten mit sicherstellen. Kommunen und Landschaftsverbände sind gefordert. Es ist für Insekten überlebenswichtig, dass das Straßenrandgrün nicht kahlgeschleift wird, wie es bisher üblich ist. Privatbesitzer sollten auf Steingärten verzichten. Der akkurat auf 3 bis 5 Zentimeter kurz geschnittene Zierrasen ist zwar optisch toll anzusehen, bringt für Insekten aber nichts. Allein diese kurze Aufzählung zeigt, dass es eine Umstellung in den Gewohnheiten vieler Menschen bedarf. Hierbei muss man sich sicherlich auch von althergebrachten Vorstellungen trennen, wie es in einem privaten Garten oder in einer öffentlichen Grünanlage auszuschauen hat. Der akkurat kurz geschorene Rasen ist hier nur ein Aspekt.